Viele haben es wohl schon irgendwo mal gelesen oder gehört. Man sollte kein R1, also die ganz engen Radien, der Hersteller verwenden. Bei fast allen Herstellern ist dieser Radius relativ identisch. Hier mal eine Auflistung der gängigsten Hersteller:
– Arnold: R1 Radius: 192mm
– Fleischmann Piccolo: R1 Radius: 192mm
– Fleischmann ohne Bettung (altes Rocogleis): R1 Radius: 194,6mm
– Minitrix: R1 Radius: 194,6mm
– Kato Unitrack: R1 Radius: 216mm (das wäre bei den andern Herstellern schon bald R2)
– Peco Code 55 bleibt mal außen vor, da es hier nur das Flexgleis gibt, aber auch das sollte man nicht so eng legen.
Aber wo sind nun die Probleme.
Die Optik
Mit der wichtigste Punkt ist eigentlich die Optik. Es sieht einfach gruselig aus, wenn D-Zugwagen (16,5cm Länge) durch diese Kurven fahren.
Hier fallen doch die armen Preiserlein wenn sie von einem Wagen in den anderen möchten glatt auf die Schienen. Es wirkt einfach nicht stimmig, wenn die Wagenübergänge zu groß werden.
Von oben hat man schon bald das Gefühl, man könnte die Schienen auch fest nageln oder schrauben, wenn die Wagen auf dem Gleis sind.
Die Herstellerangaben
Bei neueren Modellen mancher Hersteller werden die Fahrzeuge schon so produziert, dass sie leider gar nicht mehr durch diesen Radius fahren können. Hier z. B. der Piko Talent, wo laut Hersteller ein Mindestradius von 228mm, was R2 entspricht, angegeben wird. Gründe hierfür werden unter anderem die immer reichhaltigeren Details sein, die an dem Modell gewünscht werden.
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Die Physik
Generell gilt, je enger die Kurve ist, je größer wird die Reibung. Reibung heißt auch in der Modellbahn, dass mehr Kraft benötigt wird und mehr Kräfte wirken, auch auf die Wagen.
Je enger also die Kurven sind, je mehr Zugkraft muss die Lok haben. Das gilt nicht nur bei Steigungen, aber gerade da macht sich das natürlich extrem bemerkbar.
Die Fliehkräfte
Auch ein Thema was heute nicht mehr so extrem ist, da die Hersteller mittlerweile die Geschwindigkeiten der Loks angepasst haben, wer aber vielleicht noch ältere Modelle hat wird es kennen. Ich nenne sie mal Rennsemmel. Wer mit Vollgas durch solche Kurven brettert kann schon mal mit einem Abflug der Lok rechnen.
Bei hoher Geschwindigkeit kann die Lok sich aus den Schienen heben oder im schlimmsten Fall sogar von der Anlage fliegen. Hier spreche ich selber aus Erfahrung. Eine E03 hat mir sowas mal mit einem gebrochenen Gehäuse incl. abgerissenen Stromabnehmer gedankt. Wir stellen also fest, eine Modellbahn ist nicht flugfähig.
Wer also solche Radien unbedingt verbauen muss, sollte auf die Geschwindigkeit achten.
Die Zuglast (Gewicht der Wagen)
Mit steigender Zuglänge steigt auch das Gewicht des Zuges. Je nach Zugzusammenstellung kann man hier auch Überraschungen erleben. Man stelle sich vor, wir haben einen langen Güterzug der durch eine 180 Grad Kurve muss. Jetzt haben wir am Zuganfang auch noch leichte Wagen. Auf Geraden oder leicht gebogenen Strecken funktioniert das problemlos. Fährt man aber jetzt in eine so enge Kurve, zieht die Lok von vorne, während die hinteren Wagen eine Gegenlast erzeugen. Was zur Folge haben kann, dass die Wagen genau in der Kurve in die Zugrichtung von Lok und Zugende wollen, nämlich zum Kurven inneren.
Das Gegenstück dazu wäre das Schieben von Zügen. Je länger der Zug und je enger der Radius der Kurve je höher ist die Wahrscheinlichkeit dass ein Wagen aus den Gleisen springt. Man stelle sich folgenden Gleisplan vor:
Unten auf dem Gleis kommt ein Güterzug an. Dieser muss jetzt auf die zwei Abstellgleise gedrückt werden. Also muss der komplette Zug bis zum Ende des ersten Abstellgleises zurückdrücken. Abkuppeln, wieder etwas vorsetzen und dann den Rest auf das zweite Gleis drücken. Gerade bei dem Zurückdrücken des kompletten Zuges wirken in der Kurve starke Kräfte die die Wagen eventuell aus dem Gleis heben können und nach außen drücken.
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Noch ein paar Tipps
Die S-Kurve, Kurven mit direkten Gegenkurven sollte bei engen Radien ebenfalls vermieden werden.
Auch hierbei wirken Kräfte die sich negativ auf die Betriebssicherheit auswirken können. Man sollte zwischen einem Richtungswechsel möglichst immer eine Zwischengerade einplanen um diese Kräfte zu minimieren.
Des Weiteren wirkt es auch optisch nicht schön. Es wirkt fast als wären die Wagen entgleist, es ist aber nur eine S-Kurve in R1.
Wenn es dann doch mal eng sein muss
Wenn es gar nicht geht, dass alle Kurven mit weiteren Radien gelegt werden, dann plant möglichst die engeren Kurven so, dass ihr auf den Kurveninnenbogen guckt. Dies hat zumindest den optischen Vorteil, dass man auf die enganliegende Seite guckt.
Und zum Schluß, Gerade Gleise sind keine Kurven. Vermeidet als möglichst Knicke im Gleis, auch diese fördern nicht die Betriebssicherheit.
Muss das Gleis mal so wie oben liegen, dann verwendet Flexgleise dafür. Hiermit können Radien in allen gewünschten Formen gebogen werden.
Super Infos für mich als Anfänger/ Beginner!
Ich habe nur eine Fläche von: 160x40cm zu verfügung! Habe ein Oval gebaut und wird vielleicht ein Abstellgleis bauen für meine pensionnierung.
Auf so schmalem Brett solltest Du besser keinen Kreis sondern ein Rangierdiorama machen.
Servus,
Ja, R1 sollte man nicht nehmen. Leider bietet Fleischmann bei den Bogenweichen aber nur R1/R2 an. Ein regelmäßiges entgleisen der Züge ist bei mir die Folge.
Was kann man machen, dass die Bogenweichgen zuverlässiger funktionieren?
Danke und Grüße
Jo